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Wer bist du eigentlich ohne deinen Job?



Ich bin Journalistin. Das stimmt. Aber richtig wäre: Ich bin Josephine – und ich arbeite als Journalistin. Und wer bist du so?


Nachdem vor ein paar Monaten meine Redaktion, in der ich die letzten drei Jahre gearbeitet habe, aufgelöst wurde, stand ich genau vor dieser Frage: Wer bin ich eigentlich ohne meinen Job? Wer bin ich, wenn ich mich nicht mehr als Beauty- und Fitness-Leitung von JOY und SHAPE vorstellen kann? Tja, dann bin ich nur noch ich. Josephine.


Das kann einem schon mal Angst machen. Denn: Ist es nicht immer eines der ersten Dinge, die wir unser Gegenüber bei einem Kennenlernen fragen: Und, als was arbeitest du? Warum ist uns das so wichtig ... ?


Ich habe lange bei Condé Nast gearbeitet. Das sehen bis heute die meisten Leute aus der Branche als Qualitätsmerkmal an. Und selbst Menschen, die nicht aus der Kreativbranche stammen, kennen die Hefte des Verlags – Vogue, Glamour, GQ, … – und machen große Augen, wenn sie hören, dass ich dort gearbeitet habe. Nach außen hin ein Erfolgsunternehmen. Man arbeitet dort, also ist man selbst erfolgreich. Dabei ist es nur ein Name. Genauso wie jeder Jobtitel eben nur ein paar Buchstaben sind – die absolut nichts darüber aussagen, welche Aufgaben man im Unternehmen tatsächlich jeden Tag übernimmt und vor allem mit welcher Qualität man abliefert. Da kann man selbst schon mal durcheinander kommen und sich denken: Ja, ich bin wer, weil ich da arbeite. Dabei bist du erst wer, wenn du dir selbst darüber klar wirst, dass dein Sein eben nicht von deinem Job abhängt. Sondern von dem, was du wirklich bist. Tief in deinem Herzen, ohne das ganze Tamtam drumherum.


Wie wäre es also, wenn wir eine neue Bekanntschaft ab sofort lieber erst einmal fragen: Welches Buch liest du gerade? Was ist dir wichtig im Leben? Wo willst du als nächstes hinreisen? Wer bist du ohne deinen Job? Welche Aufgabe würdest du liebend gerne machen, auch wenn du dafür weder Geld noch Status bekommst – einfach nur, weil du sie als sinnvoll erachtest? Vermutlich wird unser Gegenüber erst einmal ins Stocken kommen, denn meist haben wir eben auf diese Fragen keine Antworten parat. Weil wir einen Großteil des Tages damit beschäftigt sind, unser Job-Ich zu sein. Das ist zum Teil auch okay, schließlich gehört auch das Job-Ich zu uns. Genauso wie das Freundinnen-Ich, das Tochter-Ich oder das Mutter-Ich. Aber all das sind eben nur Facetten von deinem eigentlichen Ich. Wer bist du also – ohne das alles? Ohne deine Rolle als Freundin? Ohne deine schicke Wohnung, ohne dein Make-up, ohne dein Auto, ohne Instagram, ohne all die Aufgaben, die du jeden Tag so fleißig erledigst, ohne deinen Jobtitel? Die Antwort hat nichts damit zu tun, ob du deine vermeintliche Berufung, deinen Sinn im Leben gefunden hast.


Ich bin Josephine. Ich liebe das Leben. Ich bin dankbar für jeden neuen Tag, den ich gestalten darf. Ich lese gerade „Stell dir vor, du wachst auf“ von Curse. Als nächstes möchte ich unbedingt nach Afrika reisen, um wilde Tiere zu sehen. Und irgendwann mal die Polarlichter sehen. Was ich machen würde, auch wenn ich dafür kein Geld oder Status bekomme? Schreiben. Und meine positive Energie mit den Menschen um mich herum teilen. Ich finde das klingt mindestens genauso cool, wie mein letzter Jobtitel.


xoxo,

Josephine

CEO of my own life.


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